043 by Der wahnsinnige Dämon

043 by Der wahnsinnige Dämon

Autor:Der wahnsinnige Dämon [Dämon, Der wahnsinnige]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:53:06+00:00


In schweren bronzenen Schalen verbrannten Feenkräuter in einem schwarzmagischen Feuer. Betäubender Geruch hing in der Luft.

Das war die Atmosphäre, die Hubert Brenner mochte, wenn er sich bei seinen Lieblingen, den Puppen aufhielt. Das Flackerlicht ließ sie bereits jetzt lebendig erscheinen. Ja, die starren Gesichtchen schienen Gefühle ausdrücken zu können, ein eigenes Mienenspiel zu besitzen.

Brenner lächelte in sich hinein.

Noch nicht, dachte er. Bis jetzt ist alles nur ein großer Traum. Aber bald …

Zärtlich strich er das billige Flitterkleidchen der vor ihm auf dem Tisch stehenden Puppe glatt. Ein raschelndes Geräusch begleitete diese Geste.

»Meine Königin«, flüsterte Brenner beinahe ehrfürchtig.

Zufrieden glitt sein Blick über sein Werk. Es war eine sechzig Zentimeter große Puppe mit einem perfekt modellierten Frauenkörper.

Alles an ihr war absolut und vollkommen. Nur der Schädel …

Es war der Schädel einer Ratte.

Kalt glitzerten die Augen, kalt – wie Mondlicht, das in einem Bergsee reflektiert.

Brenner war mit seiner Arbeit zufrieden. Er nickte und wandte sich ab, um seine Werkzeuge zu säubern. Es war spät, er fühlte Mü-

digkeit in sich. Seit Wochen hatte er kaum geschlafen. Tag und Nacht hatte er gearbeitet, um die Puppen nach Ghulghanaars Wunsch anzufertigen. Jetzt war der Dämon in seinem Tempel eingekehrt, und er hatte ihn willkommen geheißen und ihm geopfert. Die Puppenarmee stand bereit, ihre Königin ebenfalls.

Und die menschlichen Getreuen waren von der Ankunft Ghulghanaars unterrichtet und bereits unterwegs, um sich im Tempel zu versammeln.

Der große Kampf des wahnsinnigen Dämons konnte beginnen.

Er wird beginnen! gellte in diesem Augenblick Ghulghanaars Stimme in seinem Gehirn. Die Worte waren mit solcher Intensität gedacht, daß Brenner schier das Bewußtsein verlor.

»Nicht! Herr!« flüsterte er flehend. Sie haben CORFUUR vernichtet!

Zu früh! Viel zu früh! Oh, wie ich sie hasse!

Brenner sank auf die Knie. Einem derartigen Ansturm von Para-Impulsen war er nicht gewachsen. Wimmernd preßte er die Hand-flächen auf seine Ohren.

Der wahnsinnige Dämon nahm auf die Qualen seines Dieners keine Rücksicht.

Er tobte.

Sein geistiges Wüten war nicht mehr verständlich. Gefühle flossen dazwischen: Wahnsinn, das Verlangen nach Rache …

»Ich werde alles tun, was du von mir verlangst, Herr …«, keuchte Brenner. Seine Augen quollen aus den Höhlen. Sein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. »Nur – bitte – aufhören … Aufhören Aufhören! Ich halte nicht mehr durch, Herr!«

Wir schlagen los! Noch heute nacht! kreischte Ghulghanaar ungerührt. Keine Sekunde dürfen wir mehr verlieren! Alle müssen sie sterben!

Alle!

Der Druck in Brenners Kopf ließ nach.

Ghulghanaar schien sich wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben.

Mit einem Seufzer der Erleichterung richtete sich Brenner auf. Alles drehte sich um ihn. »Was – was soll geschehen, Herr?« erkundigte er sich benommen.

Vor ihm erschien aus dem Nichts ein schwarzer pulsierender Klumpen. Winzige, schwarz – violette Lichtstrahlen fächerten davon aus, griffen zu den leblos kauernden Puppen ringsum, hüllten sie ein – und verschwanden.

Wie hypnotisiert starrte Brenner auf den Klumpen.

Die Luft verdichtete sich.

Eine böse Stimmung vibrierte in dem Raum. Namenloses Grauen breitete sich aus und nistete sich in Brenners Gehirn ein. Seit Jahrhunderten hatte er keine solche Gefühlsregung mehr in sich wahrge-nommen …

Es roch nach Tod und nach Moder und Schwefel. Überirdisches Singen war zu hören … Silberhelle Frauenstimmen …

Der Klumpen veränderte seine Form.



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